Home Office Work ist Vertrauensarbeit. Die Schweiz bewegen am Home Office Day
Am 15. Mai 2014 zu Hause, im Coworking Space oder im Zug mit dem Smartphone oder Tablet arbeiten: Der nationale Home Office Day macht es möglich. Das Patronat des Home Office Day hat am 13. Mai 2014 an der Medienorientierung informiert. Ich danke Barbara Josef für die exklusive Einladung in den SBB-Salonwagen, in dem normalerweise Staatsgäste begrüsst werden. Der Home Office Day steht dieses Jahr unter dem Motto «Die Schweiz bewegen». Die Schweiz bewege sich zwar schon, aber wir seien noch nicht dort, wo wir sein wollen, informierten Swisscom, SBB, economiesuisse, Microsoft, Witzig the Office Company, Pro Familia und die Fachhochschule Nordwestschweiz.
Zum fünften Mal findet der nationale Home Office Day statt. Die wachsende Zahl von Teilnehmern zeigt, dass die Arbeitsflexibilisierung die Schweiz erreicht hat. Wie und in welchem Ausmass, zeigt das FlexWork-Phasenmodell, das die Initianten entwickelt haben. Damit liegen erstmals differenzierte Zahlen für ausgewählte Branchen in der Schweiz vor. Der wissenschaftliche und in der Praxis geprüfte Ansatz zur Erhebung der Arbeitsflexibilität zeigt, abgestützt auf eine repräsentative Umfrage, wo die Schweizer Unternehmenslandschaft heute steht und wie sie mit mobiler Arbeit umgeht.
Referenten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und öffentlicher Verkehr thematisieren den positiven Effekt von flexiblen Arbeitsformen aus verschiedenen Perspektiven und zeigen, welche Schritte Unternehmen und Mitarbeitende gehen können, um die Schweiz konsequent in Richtung höhere Produktivität und Lebensqualität zu bewegen.
«Alle Anwesenden waren sich einig: Wir müssen gemeinsam die Schweiz bewegen und das Bewusstsein der Unternehmen und der Politik stärken.»
Was ich persönlich mitgenommen habe: Die Menschen müssen für Home Office mobilisiert werden. Und wir müssen uns von unserer Hierarchie-Verliebtheit lösen. Mit Laptop und Smartphone war ich am 15. Mai 2014 im Colab Zürich.
Gelebte Vernetzung. «Träger, Patronat und Netzwerkpartner des Home Office Day haben Phase 5 bereits realisiert», so Petra Jenner von Microsoft. Zwar stehen erst 2% der Unternehmen in dieser Phase – die Home-Office-Day-Partner gehören jedoch mit ihrer Vernetzung auch in Politik und Wirtschaft dazu.
Vorteile von flexiblen Arbeitsformen. In der Schweiz ist das Thema mobiles Arbeiten lanciert, aber noch nicht konsequent umgesetzt. Wir verfügen über die technologische Ausstattung für ortsunabhängige Zusammenarbeit, und nun muss der Wandel in den Köpfen stattfinden. Die Menschen müssen dafür sensibilisiert werden, sich mit den Arbeitsformen und deren Gestaltung auseinanderzusetzen.
Damit sich in der Schweizer Volkswirtschaft wirklich etwas bewegt, braucht es neben der Technologie eine entsprechende Infrastruktur und vor allem eine Führungskultur, die eine höhere Autonomie und Individualität ermöglicht und unterstützt. Wir müssen Menschen anders ansprechen als über Lohn und Karriereaussichten. Schulungen und die Vereinbarung von Regeln und Rahmenbedingungen gehören zum Veränderungsprozess, aber auch die technische Infrastruktur wie Smartphones und Tablets. Auch Social-Media-Plattformen, interne und externe, spielen eine zunehmend wichtige Rolle. Auch hierfür braucht es Schulungen und vor allem das Commitment der Führungskräfte. Gelingt dieses Umdenken, werden wir alle gesünder bleiben, länger arbeiten und produktiver sein.
Die Zahlen und Fakten können den offiziellen Medienkonferenz-Präsentationen, (Links unterhalb jedes Textblocks) entnommen werden.
Petra Jenner, Country Manager Microsoft Schweiz, Begrüssung und Ausblick
Barbara Josef, Microsoft Schweiz, über das mobile Arbeiten in der Schweiz.
Das Flexwork-Phasenmodell. Das von der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelte Modell unterscheidet fünf Phasen in fünf verschiedenen Dimensionen. Die Basis bildet eine Umfrage bei Personalabteilungen und Geschäftsführern von Organisationen unterschiedlicher Grösse. Sie wurden zur örtlichen und zeitlichen Arbeitsflexibilität befragt.
- Phase 1: Ortsgebundene Arbeit
- Phase 2: Flexible Arbeit als Ausnahme
- Phase 3: Umbruch und schleichende Ablösung
- Phase 4: Flexible Arbeit weitgehend etabliert
- Phase 5: Netzwerk-Unternehmen
Gemäss Dr. Johann Weichbrodt von der Fachhochschule Nordwestschweiz ist hier insbesondere das Thema Führung wichtig. «Wird jemand schief angeguckt, wenn er Home Office macht? Und wird insgeheim vermutet, dass er doch eigentlich freimacht?» In der Kultur sei flexibles Arbeiten noch nicht wirklich etabliert. Fakt ist, dass das Thema in der Schweizer Landschaft aktuell ist. Und viele Unternehmen sind schon auf dem Weg oder wollen sich dahin bewegen.
«Die Möglichkeit zu haben, überall zu arbeiten und etwas zu bewegen, das ist flexibles Arbeiten»
Nur 2% der Befragten befinden sich in der Phase 5, wo eine hohe Vernetzung, auch durch Collaboration Tools und Enterprise Social Plattformen, besteht. Maximale Flexibilität – so wenig Regeln wie nötig – lautet hier das Credo. Hier muss sogar manchmal thematisiert und verhindert werden, dass die Mitarbeitenden zu viel arbeiten. Bei diesen 2% der Unternehmen handelt es sich um Unternehmensberatungen und Anwälte, aber auch Handwerksbetriebe, die ein Paradebeispiel für diese Vernetzung – mit Social Media – sind. Je höher und ambitiöser die Ziele, desto mehr werden die Technologien genutzt.
Whitepaper und Management Summary – Das FlexWork Phasenmodell
Förderung der Innovation durch flexibles Arbeiten, economiesuisse. Topleistungen und Innovation sind wichtige Erfolgsfaktoren für den Wissensstandort Schweiz. Wir müssen uns anstrengen, um das hohe Qualitätsniveau zu halten. Wir müssen heute die richtigen Rahmenbedingungen für morgen festlegen und Anreize setzen. Wir sind gezwungen, in den Unternehmen stetige Produktivitätssteigerungen zu realisieren und brauchen Instrumente, die innovative Denkleistungen fördern. Wie können wir die klugen Köpfe einbinden und damit die Innovation befeuern? Innovation geschieht nur dann, wenn das Umfeld stimmt und die Mitarbeitenden verfügbar sind. Flexible Arbeitsmodelle können zum optimalen Einsatz der Arbeitskräfte beitragen. Innovation entsteht auch aus den Freiräumen, die man nutzen kann und die nicht durch starre Strukturen einschränkt sind. Kreative Denkarbeit muss man dann machen, wenn sie anfällt – egal wo und wann. Wichtig ist, dass man die entsprechende Konzentration dazu hat und losgelöst von der Hektik ist. Das Instrument «flexibles Arbeiten» kann einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und des Wohlstands der Schweiz leisten.
«Innovation entsteht in Freiräumen.»
Präsentation Medienkonferenz „Warum Flexibilität und Agilität dem Wissensstandort Schweiz zum Erfolg verhelfen
Die dritte Welle: Virtualisierung, Swisscom. Die Arbeitswelt, das Arbeitsumfeld und die Arbeitsbedingungen verändern sich laufend. In einer Spirale, die sich immer schneller dreht. Unter Virtualisierung versteht sich die Mobilisierung mit Smartphones und Tablets und Informationen in der Cloud.
Vor fünf Jahren hat die Swisscom erstmals beim Home Office Day mitgemacht. Seit rund vier Jahren kann jeder der 20 000 Swisscom-Mitarbeitenden mit seinem Laptop überall erreichbar sein, per Videokonferenz oder Instant Message. Der Weg dorthin war steinig: Zahllose Workshops und Schulungen fanden statt, die Veränderung musste innerhalb der gesamten Organisation immer wieder kommuniziert werden. Das war ein Prozess, der heute als selbstverständlich angeschaut wird: den Mitarbeitenden zeigen, wie man mit neuen Möglichkeiten umgeht.
Es stellen sich jedoch auch neue Fragen: Wie geht man mit der «neuen Freiheit» um? Wie sichert man sich eine gesunde Work-Family-Balance? Solche Fragestellungen sind relevant, und die Regelungen dafür werden mit den Mitarbeitenden besprochen. Das Arbeitsumfeld spielt eine wichtige Rolle, und die Arbeitsumgebung muss entsprechend angepasst werden. Bei der Swisscom gibt es keine Einzelbüros mehr, auch nicht für die Konzernleitungsmitglieder, sondern Collaboration Workspaces. Daraus entstehen Innovationskraft, Flexibilität und Schnelligkeit.
«Den Mitarbeitenden zeigen wie mit den neuen Möglichkeiten umgehen können. Workshops, Schulungen und Regelungen einführen.»
87% der KMU haben einen bis neun Mitarbeitende. Darunter sind sehr traditionalistische, aber auch solche, die in Sachen flexible Arbeitsformen sehr weit sind. Gerade KMU bringt die Digitalisierung erhebliche Vorteile: Sie können Infrastrukturen und Dienstleistungen nutzen, die sie früher für teures Geld kaufen mussten. Die Virtualisierung hat die KMU erfasst, und sie wird die nächsten Jahre weitergehen.
Präsentation Medienkonferenz – KMU im Umbruch
Dr. Bernhard Meier, Leiter Public Affairs & Regulation SBB
Mobiles Arbeiten löst infrastrukturelle Engpässe: Die SBB erleichtert das Arbeiten von unterwegs und will von neuen Arbeitsformen profitieren können. Das Unternehmen ist sehr interessiert am Thema der flexiblen Arbeitsformen, und auch die Verschiebung von Arbeitszeiten ist aktuell ein Thema. Flexible Arbeitsformen sind gemäss SBB nicht nur entscheidend für die Motivation der Mitarbeitenden, sondern auch für gesellschaftliche Veränderungen und für die Nutzung der Mobilität.
Auch Raumgestaltung ist für die SBB essenziell. Multispace-Umgebungen, Desksharing und Ad-hoc-Arbeitsplätze werden für Mitarbeitende von anderen Standorten zur Verfügung gestellt. Von den 30’000 Mitarbeitenden können etwa 7’000 von diesem Angebot profitieren.
«Das Kader versucht in den Hauptverkehrszeiten Reisen zu vermeiden und setzt so selber ein Zeichen.»
Das Projekt «Mitarbeitende verbinden» ist eine konzernweite Kommunikationslösung mit einem Chat-Programm. Bis Ende 2015 werden alle Mitarbeitende ein Smartphone oder Mini-Tablet mit Telefoniefunktion nutzen. So können sie online miteinander kommunizieren und tagesaktuelle Informationen überall teilen.
Summary – SBB Mobile Arbeitsformen
Erfolgsfaktor Vereinbarkeit. Pro Familia, Dachverband der Familienorganisationen und Kompetenzzentrum für Familienpolitik, beleuchtet die Anforderungen an moderne Unternehmen aus Sicht der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Vertrauensarbeitszeit muss in den Vordergrund gestellt werden. Das bedingt einen Kulturwandel. Home Office erfordert eine neue Unternehmenskultur und eine Anpassung der Rahmenbedingungen. Neun von zehn Arbeitnehmenrinnen und Arbeitnehmern wollen Arbeitszeit reduzieren und nehmen dafür auch Einkommensminderungen in Kauf. Der Wettbewerb unter den gut qualifizierten Fachkräften ist wichtig. Wenn wir das gesamte Potenzial der Teilzeit arbeitenden Frauen und Männer nutzen wollen, müssen wir auf Vereinbarkeit der Familie mit dem Beruf, die «Work-Family-Balance», setzen.
«Work Family Balance ist eine Win-Win Situation.»
Dr. Lucrezia Meier-Schatz, Nationalrätin und Geschäftsführerin Pro Familia
Was ich persönlich mitgenommen habe: Die Menschen müssen für Home Office mobilisiert werden. Und wir müssen uns von unserer Hierarchie-Verliebtheit lösen. Mit Laptop und Smartphone bin ich am 15. Mai 2014 im Colab Zürich.